Hundefutter verstehen: Zusammensetzung, Analysewerte und Zusatzstoffe
In den letzten Beiträgen haben wir uns angeschaut, wie sich die Futtermittelindustrie entwickelt hat, welche gesetzlichen Vorgaben für die Kennzeichnung von Hundefutter gelten und welche Zusatzstoffe eingesetzt werden – von Geliermitteln über Vitamine bis zu Ballaststoffen. Heute schauen wir uns an, wie genau Hundefutter deklariert wird, wie Analysewerte zu verstehen sind und welche Fallstricke es bei der Nährstoffversorgung gibt.
Deklaration der Zutaten: Die Reihenfolge ist entscheidend
Wenn du die Zutatenliste auf einer Futterverpackung liest, solltest du genau hinschauen. In der EU gilt: Die Bestandteile müssen in absteigender Reihenfolge nach Gewicht angegeben werden – auf Basis der Feuchte.
Das bedeutet: Die Zutat, die am meisten im Futter enthalten ist, steht an erster Stelle. Allerdings gilt das Gewicht wie es in das Futter eingeht, also inklusive Wasser. Gerade bei Nassfutter kann das den Eindruck erwecken, dass Fleisch den Hauptanteil ausmacht, obwohl in der Trockensubstanz gerechnet vielleicht weniger drin ist.
Analysewerte: Prozentangaben geben Aufschluss
Neben der Zutatenliste findest du auf jedem Futter auch die Analysewerte, zum Beispiel:
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Rohprotein
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Rohfett
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Rohasche
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Rohfaser
Diese Werte werden in Prozent angegeben und beziehen sich meist auf die Trockensubstanz. Sie geben dir einen groben Überblick darüber, welche Nährstoffe in welchem Verhältnis vorhanden sind.
Beispiel: Steht auf der Dose „Rohprotein 25 %“, bedeutet das, dass 25 % der Trockensubstanz Eiweiß enthält. So lassen sich verschiedene Futtersorten zumindest oberflächlich vergleichen – auch wenn die Qualität der Zutaten nicht ersichtlich ist.
Einzelfuttermittel können gruppiert werden
Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass nicht jede Zutat einzeln aufgelistet werden muss! Einzelfuttermittel dürfen zusammengefasst werden, zum Beispiel unter „Fleisch und tierische Nebenprodukte“.
Hinter diesem Begriff stecken alle Bestandteile der Kategorie 3, die in der EU für Tierfutter erlaubt sind: Schlachtabfälle wie Blut, Häute, Hufe, Federn oder Reste aus der Fleischproduktion.
Das hat zwei Folgen:
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Du siehst nicht exakt, wie viel Muskelfleisch, Herz oder Leber enthalten ist.
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Es spart Herstellern Details über ihre Rezeptur, da sie ihr „Geheimrezept“ nicht preisgeben müssen.
Du erinnerst dich an den ersten Beitrag über die gesetzlichen Vorschriften zu dem Thema…
Zusatzstoffe: Nur bei Überschreitung der Höchstwerte verpflichtend
Du wirst auf vielen Packungen eine Liste von Zusatzstoffen finden – Vitamine, Mineralstoffe oder andere Zusätze. Diese Zusätze hören sich zuerst einmal ja nicht schlecht an, im Gegenteil. Aber: Die Nennung ist nur verpflichtend, wenn die gesetzlich festgelegten Höchstwerte überschritten werden.
Das bedeutet: Kleine Mengen, die regulär im Futter enthalten sind, müssen nicht deklariert werden. Für dich als Hundehalterin heißt das: Ein Futter kann viele kleine Extras enthalten, die aber nicht explizit aufgelistet werden.
Schwierige Kiste, oder? Schauen wir aber noch ein wenig weiter…
Mineralien und Spurenelemente: Nicht automatisch bedarfsdeckend
Viele Hundehalterinnen glauben, dass industrielles Fertigfutter automatisch alle Mineralstoffe und Spurenelemente enthält, die ein Hund braucht. Achtung: Das ist nicht immer der Fall!
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Besonders bei Alleinfuttermitteln wird zwar versucht, den Bedarf zu decken, aber Schwankungen in den Rohstoffen oder während der Produktion können Lücken verursachen.
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In einigen Fällen müssen die Hersteller zusätzliche Mineralien und Spurenelemente gezielt ergänzen, damit das Futter den Nährstoffbedarf abdeckt.
Das ist ein Grund, warum die Kennzeichnung und Analysewerte auf der Packung so wichtig sind – sie geben dir wenigstens einen Überblick, auch wenn nicht jeder Stoff explizit aufgeführt wird.
Ein Blick auf die Verpackung lohnt sich
Wenn du die Zusammensetzung, Analysewerte und Zusatzstoffe eines Futters richtig einordnest, bekommst du ein gutes Bild davon, was dein Hund tatsächlich bekommt.
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Reihenfolge der Zutaten: zeigt, welche Rohstoffe am meisten enthalten sind.
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Analysewerte: geben einen groben Überblick über Eiweiß, Fett, Mineralstoffe und Ballaststoffe.
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Gruppierte Einzelfuttermittel: liefern die Nährstoffe, ohne dass allerdings jede Zutat genannt werden muss.
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Zusatzstoffe und Mineralien: sichern Haltbarkeit, Nährstoffversorgung und oft auch die Optik, Geschmack und Konsistenz des Futters – aber die Angabe ist nur verpflichtend, wenn gesetzliche Höchstwerte überschritten werden.
Am Ende gilt: Die Kennzeichnung schafft Transparenz, auch wenn nicht alle Details sichtbar sind. Wer ein wenig auf Zutatenliste und Analysewerte achtet, kann ein bewussteres Futter auswählen –zumindest ein wenig.
Am Ende bleibt dem Hundehalter nur, beim Hersteller nach den kompletten Inhalten nachzufragen. Ob man dann wirklich alle Details aufgelistet bekommt… Alles ein kann, nichts ist ein Muss.
