Nachdem wir uns in den letzten Beiträgen mit Zusatzstoffen, Deklarationen und gesetzlichen Grundlagen beschäftigt haben, wird es heute praktisch: Wie entsteht eigentlich Hundefutter – und was steckt hinter Begriffen wie „frisches Hühnchenfleisch“ oder „getrocknetes Geflügel“?

Denn nicht nur die Zutaten, sondern auch die Art der Herstellung entscheidet darüber, was dein Hund am Ende frisst – und wie hochwertig das Ganze wirklich ist.

Trockenfutter, Halbfeuchtfutter und Nassfutter – die Unterschiede in der Herstellung

Trockenfutter

Trockenfutter besteht – wie der Name schon sagt – hauptsächlich aus Trockensubstanz (was nach dem Trocknen übrig bleibt). Bei der Herstellung wird die Masse aus Fleischmehlen, Getreide, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen stark erhitzt und gepresst.

Die einzelnen Zutaten werden zu einem Teig vermischt, der dann durch sogenannte Extruder gepresst wird. Dabei entstehen die typischen Kroketten, die anschließend getrocknet werden, bis sie nur noch etwa 8–10 % Feuchtigkeit enthalten.

Der Vorteil: Trockenfutter ist lange haltbar und leicht zu lagern. Der Nachteil: Durch die hohen Temperaturen gehen viele natürliche Nährstoffe verloren – sie müssen also später wieder als Zusatzstoffe ergänzt werden.

Halbfeuchtes Futter (Softfutter)

Halbfeuchtes oder semi-moist Futter ist eine Art Mittelweg zwischen Trocken- und Nassfutter. Es enthält etwa 15–30 % Feuchtigkeit, ist also etwas weicher, aber trotzdem noch haltbar.

Damit das funktioniert, werden Feuchthaltemittel (z. B. Glycerin oder Sorbit) zugesetzt, die verhindern, dass das Futter austrocknet oder schimmelt.

Viele Hunde mögen die weichere Konsistenz, und für Hundehalter, die ungern Dosen öffnen, ist es eine bequeme Alternative. Allerdings ist diese Variante meist stärker verarbeitet und enthält oft mehr Zucker oder Konservierungsstoffe, um sie stabil zu halten. Schauen wir uns gleich noch etwas genauer an.

Nassfutter (Feuchtfutter)

Nassfutter besteht zum größten Teil aus Fleisch und Wasser. Es wird in Dosen oder Schalen abgefüllt und anschließend bei hoher Temperatur sterilisiert.

Der Feuchtigkeitsanteil liegt bei rund 70–80 %, was dem natürlichen Wassergehalt von Fleisch recht nahekommt. Dadurch hat Nassfutter meist einen intensiveren Geruch und Geschmack – was viele Hunde lieben.

Der Vorteil: Durch den hohen Wasseranteil nimmt dein Hund automatisch mehr Flüssigkeit auf, was besonders bei Hunden, die wenig trinken, von Vorteil ist.

Der Nachteil: Das Futter ist schwerer, weniger ergiebig und nach dem Öffnen nicht lange haltbar.

Trockensubstanz vs. Frischsubstanz – was heißt das eigentlich?

Diese Begriffe tauchen oft in der Fütterungslehre auf und sind entscheidend, wenn du Analysewerte vergleichen willst.

  • Frischsubstanz meint das Futter so, wie es vorliegt – also inklusive Wasser.

  • Trockensubstanz ist der Anteil des Futters ohne Wasser.

Wenn du also Trocken- und Nassfutter miteinander vergleichen willst, musst du die Werte auf die Trockensubstanz umrechnen. Und hier stolpern die meisten, wenn sie vor dem Regal stehen und die Werte vergleichen… Daher mal eben ein Beispiel:

Ein Trockenfutter hat 90 % Trockensubstanz, ein Nassfutter nur 25 %. Wenn beide 10 % Rohprotein enthalten, heißt das nicht, dass der Eiweißgehalt gleich ist.

In Wirklichkeit enthält das Trockenfutter rund viermal so viel Protein pro Gramm Trockensubstanz – einfach, weil weniger Wasser enthalten ist.

Das ist auch der Grund, warum Vergleiche auf der Verpackung oft täuschen – denn die Werte wirken auf den ersten Blick ähnlich, beziehen sich aber auf völlig unterschiedliche Grundlagen.

Vergleich von Analysewerten

Schauen wir uns das einmal an – rein hypothetisch:

Futterart Rohprotein Rohfett Rohasche Feuchtigkeit
Trockenfutter 25 % 14 % 7 % 8 %
Nassfutter 10 % 6 % 2 % 75 %

Wenn du die Feuchtigkeit abziehst und die Werte auf 100 % Trockensubstanz umrechnest, sieht das Ganze plötzlich ganz anders aus.

Also Trockensubstanz von dem Nassfutter wäre in dem Fall:
100 % – 75 % = 25 %
Und damit haben wir dann 40 % Rohprotein und 24 % Rohfett im Nassfutter.

Futterart Rohprotein (TS) Rohfett (TS) Rohasche (TS)
Trockenfutter ca. 28 % ca. 16 % ca. 8 %
Nassfutter ca. 40 % ca. 24 % ca. 8 %

Das Nassfutter ist also richtig betrachtet protein- und fettreicher als das TroFu in dem Beispiel. Darum ist der reine Blick auf Prozentangaben oft irreführend, weil viele nicht wissen, dass die Trockensubstanz verglichen werden muss.

Aber nicht nur der reine Vergleich der Zahlen ist etwas – nennen wir es mal hinterlistig, wenn man sich mit dem Thema nicht wirklich befasst. Es gibt in der Futtermittelindustrie auch eine „Geheimsprache“, die man so von Arbeitszeugnissen und „Stehts bemüht“ kennt 😉 Die Formulierung auf der Verpackung sagt gerne mehr aus, als du denkst – und manchmal leider auch weniger:

Schauen wir uns das doch eben auch noch mal an:

Was steckt hinter „frisches Hühnchenfleisch“ & Co.?

  • Frisches Hühnchenfleisch: Meist Muskelfleisch (mit Wasseranteil von rund 70 %)

  • Frisches Huhn: Muskelfleisch, ja. Aber eben auch mit Haut, Fett, Innereien, Mägen usw..

  • Frisches Geflügelfleisch: Jetzt wird es noch spannender, denn Geflügelfleisch ist ein schöner Sammelbegriff, unter dem auch anderes Geflügel (z. B. Pute oder Ente) fallen kann. Einmal alles bitte 😉 Und dann findet man auf der Verpackung noch gerne den nächsten netten Text:

  • Frisch zubereitetes Hühnerfleisch: Klingt hochwertig, oder? Das Fleisch wurde allerdings gemahlen, pasteurisiert und irgendwann wurde der entstandene Fleischbrei eben Hundefutter. Mahlzeit.

Hier zeigt sich wieder: Die Deklaration lässt Spielraum – Hersteller dürfen gruppieren und beschönigen, solange die Bezeichnung rechtlich korrekt ist.

Frisch oder getrocknet – was ist besser?

Das ist die große Streitfrage. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile.

Frische Zutaten

  • Vorteil: Natürlicher Wassergehalt bleibt erhalten, die Nährstoffe sind ursprünglicher.

  • Nachteil: Der hohe Feuchtigkeitsanteil führt zu geringerem Nährstoffgehalt pro Gewichtseinheit – du brauchst also mehr Futter.

Getrocknete Zutaten

  • Vorteil: Höhere Konzentration an Nährstoffen, lange Haltbarkeit, leichter zu verarbeiten.

  • Nachteil: Durch Trocknung (meist unter Hitze) gehen empfindliche Vitamine und Enzyme verloren.

Entscheidend ist also nicht nur, ob frisch oder getrocknet, sondern wie die Zutaten verarbeitet werden. Ein hochwertig getrocknetes Hühnerprotein kann besser sein als minderwertiges „frisches Geflügel“, das hauptsächlich aus Haut und Fett besteht. Und nun?

Auf das Ganze kommt es an

Ob Trocken-, Halbfeucht- oder Nassfutter – jede Variante hat ihre Stärken und Schwächen. Wichtig ist, dass du weißt, wie die Deklaration zu lesen ist und was Begriffe wie „frisches Hühnchenfleisch“ wirklich bedeuten.

  • Trockenfutter ist praktisch, konzentriert und lange haltbar.

  • Halbfeuchtes Futter schmeckt vielen Hunden, enthält aber oft mehr Zusätze.

  • Nassfutter ist aromatisch und wasserreich, aber weniger ergiebig.

Und beim Vergleich gilt: Schau immer auf die Trockensubstanz, nicht auf die Feuchtwerte. Nur so bekommst du ein realistisches Bild davon, was dein Hund tatsächlich frisst.

Zum Schluss noch etwas zu dem Fragezeichen jetzt, wie das zu einer BARF-Ernährungsberatung passt. Ich verfluche niemanden, der TroFu oder Dose füttert. Das muss jeder für sich entscheiden. Allerdings sollte man sich vorher schlicht und einfach Gedanken machen und sich ein wenig mit der Thematik beschäftigen. Vor allem, wenn man weiß, welche Möglichkeiten die Futtermittelindustrie hat…

Und nein: Ich werde hier definitiv kein Trockenfutter empfehlen – nicht hier und nicht in der Beratung. Warum, könnt ihr hier immer mehr nachlesen… Ich schau nächstes mal gerne weiter genauer auf die Verpackungen 🙂

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